Renommierte Architekten diskutierten im Kloster Frenswegen
Der 4. Kaminabend für Architekten


Mehr als 80 Gäste aus der Grafschaft Bentheim, dem Emsland und dem Osnabrücker Land sowie dem Ruhrgebiet und Bremen waren der Einladung zum nunmehr 4. Kaminabend von Deppe Backstein am 25. Oktober 2016 in das Kloster Frenswegen in Nordhorn gefolgt. „Die Veranstaltung ist gewachsen und erfreut sich immer größerer Beliebtheit“, freute sich Geschäftsführer Dr. Dirk Deppe in seiner Begrüßungsansprache. Unter Moderation des Dortmunder Architekten Michael Schwarz folgte eine Expertenrunde zum Thema „Die Rückbesinnung auf den Ursprung der Architektur oder „form follows energy“.

Bei Kaminfeuer, gutem Wein und Delikatessen hatten Prof. Christoph Mäckler, Prof. Jórunn Ragnarsdóttir sowie der Amsterdamer Architekt Peter Wingender und Nordhorns Stadtbaurat Thimo Weitemeier die Gelegenheit, ihre eigenen Positionen zum Thema darzustellen. Der abwechslungsreiche, fachlich fundierte Diskurs bot Raum für die Ausarbeitung von Gemeinsamkeiten wie auch für abweichende Vorstellungen und schließlich die gemeinsame Erörterung mit dem Publikum.

Was muss ökologisches Bauen heute leisten? Über die Antwort auf diese Frage waren sich alle Architekten einig: Architektur sollte dauerhaft sein, sich langfristig bewähren und zu einem untrennbaren Teil der Umgebung werden. Schließlich seien die Fassaden der Häuser die Innenwände der Stadt. Prof. Christoph Mäckler sprach bei dieser Gelegenheit die neue Abfallverzeichnisverordnung an, nach der Styropor ab sofort als Sondermüll einzustufen ist. Zwar bedeute die Besinnung auf Klinkerfassaden und natürliche Baustoffe noch längst kein nachhaltiges Bauen, sei aber immer noch wertiger als Styropor enthaltende Wärmedämmverbundsysteme, meint Prof. Christoph Mäckler. Prof. Jórunn Ragnarsdóttir ist ebenfalls der Überzeugung, dass es keiner Wärmedämmverbundsysteme bedarf, wenn häufiger Baulücken und innerstädtische Flächen genutzt würden. Energie durch Verdichtung lautete ihr Motto. Sanieren statt immer neu bauen. „Jedes Haus hat einen Nutzen. Und jedes Haus lässt sich an neue Bedürfnisse anpassen“, so Jórunn Ragnarsdóttir. Gerade im norddeutschen Raum besäßen die vielen bestehenden Backsteinbauten eine starke architektonische Räumlichkeit und Qualität und prägten damit das Gesicht der jeweiligen Stadt. Thimo Weitemeier aus Nordhorn stimmte der Architektin zu. Auch der Stadtbaurat erachtet es für sinnvoll, massiv und materialgerecht zu bauen statt leicht und luftdicht. Er hält die Gestaltungssatzung für ein aktives Instrument, um schutzwürdige städtebauliche Bereiche zu bewahren, aber auch um gestalterische Einflussnahme auf die Entwicklung neuer Bereiche auszuüben. Der Amsterdamer Architekt Jan Peter Wingender verglich die Fassade mit seinem Handy. „Alle finden es schön, aber keiner weiß, was drin steckt.“ Auch er plädiert dafür, die Fassade von einer äußeren Verkleidung wieder zu einem tragenden Teil des gesamten Baukörpers zu machen. Stimmen aus dem Publikum machten deutlich, dass dem Architekten allerdings nicht immer die Mittel zur Verfügung stehen, um einen Gebäudeentwurf ausschließlich nach den eigenen gestalterischen Vorstellungen, beispielsweise innerhalb der heutzutage verbreiteten PPP-Verfahren, zu entwickeln und zu realisieren. „Wir können es schaffen, müssen uns allerdings an die eigene Nase fassen und alle an einem Strang ziehen“, mahnte Prof. Jórunn Ragnarsdóttir. Das gelte sowohl für die Architekten als auch für die Politik und die Bürger. Der Abend machte deutlich, dass man sich zwar der Probleme bewusst ist, es aber auch weiterhin viele offene Fragen gibt. Die zwei Stunden reichten nicht aus, um alle Aspekte, jedes Für und jedes Wider ausführlich zu erörtern, so dass sich im Anschluss an den Diskurs rege Gespräche ergaben, mit denen der Abend seinen Ausklang fand.